Naturschutzgebiet „Kleiner Binnensee“

Der Kleine Binnensee und seine Niederung sind Teil der Küstenlandschaft Hohwachter Bucht. Das Gebiet besteht aus einem Mosaik wertvoller Lebensräume wie Strandseen, Salzrasen, Trockenrasen, Dünen und Stränden. Um diese dauerhaft zu sichern, wurde das 106 Hektar große Gebiet 1957 unter Naturschutz gestellt und in 2015 um rund 150 Hektar erweitert, so dass die Größe jetzt insgesamt 255 Hektar beträgt. Es ist auch Teil des europäischen Netzwerkes „NATURA 2000“, dessen Ziel die Erhaltung der biologischen Vielfalt, der natürlichen Lebensräume und der wildlebenden Tier- und Pflanzenarten ist.

Um das Gebiet und die hier lebenden Pflanzen- und Tierarten nicht zu gefährden, beachten Sie bitte die Gebote. Das Betreten des Gebietes ist nur auf den Wegen und das Betreten des Strandes nur auf einer Breite von bis zu 10 m parallel zur Wasserlinie der Ostsee zulässig. In der Zeit vom 1. April bis zum 30. September darf der dann abgezäunte Strandbereich nicht betreten werden, da sich hier ein wichtiges Brutvogelgebiet befindet. Das Angeln ist nur im Nordwesten auf einer Länge von 230 m im Naturschutzgebiet zulässig (s. Karte).

Brutvögel des Strandes

Der Ostseestrand ist Lebensraum typischer Küstenvögel wie Seeschwalben, Regenpfeifer oder Möwen. Er ist durch einen stetigen Wandel der Umweltbedingungen geprägt. Wellen und Meeresströmungen verlagern beständig Sand, Geröll und Algen. Die Strände sind zudem häufigen Überflutungen ausgesetzt und daher von Natur aus nur spärlich bewachsen.

Die Zwergseeschwalben sind für eine erfolgreiche Brut auf diese veränderlichen Küstenlebensräume angewiesen. Sie besiedeln vegetationsarme, steinige Kiesflächen und stehen so in direkter Konkurrenz zum Strandtourismus. Ihre Brutkolonien sind daher heute auf geschützte Bereiche innerhalb von Naturschutzgebieten wie am Kleinen Binnensee beschränkt.

Der Sandregenpfeifer ist durch seine hellbraune Oberseite gut getarnt. Als Nest dient eine einfache Mulde im Sand. Nähert sich ein Feind, täuschen die Vögel Flugunfähigkeit vor und versuchen diesen von ihrer Brut wegzulocken. Dabei besteht jedoch die Gefahr, dass die Eier auskühlen und absterben. Wie die erwachsenen Tiere sind auch ihre Gelege am Geröllstrand zwischen den Steinen durch ihre Färbung und Größe hervorragend getarnt

EU-LIFE-Projekt „BaltCoast“

Im Gebiet brüten über 40 Vogelarten. Insbesondere Watvögel („Limikolen“) wie Kiebitz, Austernfischer, Säbelschnäbler, Bekassine oder Rotschenkel nutzen die Salzrasen zur Brut. Das EU-LIFE-Projekt „BaltCoast“ hat die Lebensbedingungen der Vögel deutlich verbessert: Vernässte, stocherfähige Böden sowie neue Wasserflächen bieten den Tieren reichlich Nahrung. Zudem schafft die „optimierte“ Beweidung mit Rindern ein Mosaik aus niedrigem und hohem Pflanzenbewuchs. Die Limikolen haben einen guten Überblick über ihr Revier, finden aber auch Schutz für ihre versteckten Nester. Das von der Stiftung Naturschutz betreute und von der Europäischen Union mitfinanzierte Projekt „BaltCoast“ dient dem Erhalt und der Wiederherstellung bedeutender Küstenlebensräume der Ostsee.g.

Salzrasen

Vor dem Deichbau sind die Flächen des heutigen Naturschutzgebietes regelmäßig von der Ostsee überflutet worden. Heute sind charakteristische Pflanzen der Salzwiesen wie Meerbinse oder Erdbeer-Klee nur noch vor dem Deich anzutreffen. Binnendeichs sind erhöhte Salzgehalte auf tiefer gelegene, nasse Bereiche beschränkt.

Hier wächst z.B. der seltene Tannenwedel. Salz-Rot-Schwingel und Salz-Binse prägen das Bild der höher gelegenen Flächen, in denen sich auch die Gewöhnliche Natternzunge, eine unscheinbare Farnart, ausgebreitet hat. Salzrasen sind je nach Höhenlage und Intensität der Nutzung unterschiedlich zusammengesetzt. Für den dauerhaften Erhalt der Salzrasen ist eine extensive Beweidung erforderlich, weil sich sonst die Röhrichte ausbreiten. Ist die Nutzung zu intensiv, können sich nur wenige, unempfindliche Wirtschaftsgrünlandarten halten.

Lebensraum Strandsee

In Strandseen vermischt sich sporadisch eindringendes, salziges Ostseewasser mit Süßwasser, das aus dem Hinterland zuströmt, zu Brackwasser. Seit Eindeichung des Kleinen Binnensees 1964 bleiben die früher häufigen Salzwassereinbrüche aus. Heute werden nur noch geringere Mengen an Salz über die Luft oder als „Qualmwasser“ (Wasser, das unter dem Deich in den Strandsee drückt) eingetragen. Infolgedessen süßt der Kleine Binnensee aus. Der Kleine Binnensee liegt auf einer der Hauptvogelzugrouten über die Ostsee. Der Strandsee ist sowohl für hier brütende als auch für durchziehende und überwinternde Vogelarten von über regionaler Bedeutung.

Vom Strand zur Düne

Wind und Wellen haben entlang des geschützten Küstenabschnittes breite Strände, Strandwälle und Dünen aufgeworfen. Die Lebensbedingungen sind durch Trockenheit, hohe Windstärken und starke Temperaturschwankungen geprägt. Oberhalb des Sandstrandes schließt sich der Geröllstrand an. Zwischen den Steinen gedeihen hier Salzmiere, Mauerpfeffer, Stranddistel und Meerkohl. Am Strand aufgewehter Sand häuft sich auf den Strandwällen stellenweise zu den sogenannten Weißdünen auf. Auf dem losen Sand können nur wenige Pflanzenarten wie Strandhafer und Strandroggen wachsen. Durch stetiges Wachstum von Wurzeln und Sprossen können diese Pflanzen die fortwährende Übersandung ertragen.

Weiter landeinwärts lässt die stetige Sandzufuhr nach. Es bilden sich Graudünen. Anspruchsvollere Pflanzenarten wie Schmalblättriges Weidenröschen, Grasnelke und Wildes Stiefmütterchen siedeln sich an. Mit zunehmendem Pflanzenbewuchs reichert sich im Boden Humus an. Graudünen sind Lebensraum von Wald- und Zauneidechse. Bei älteren Strandwall- und Dünenkomplexen ist die Humusanreicherung und Bodenbildung soweit fortgeschritten, dass sich Sträucher und Bäume ausbreiten können. Zu diesen gehört auch die nicht einheimische Kartoffelrose.

Zugvögel

Das Naturschutzgebiet bietet mit seinem kleinräumigen Wechsel von Wasserflächen und unterschiedlichem Pflanzenbewuchs vielen Vogelarten Rastmöglichkeiten. Im Sommer nutzen Watvögel die Schlickflächen zur Nahrungssuche. Alpenstrandläufer zum Beispiel, die an der Ostseeküste im Durchzug zu sehen sind, brüten in der Tundra Westsibiriens und ziehen ca. 3.500 Kilometer bis an die Nordsee. Von Herbst bis Frühjahr können zahlreiche Gänse- und Entenarten im Gebiet beobachtet werden. Auf dem Binnensee suchen Schnatter-, Pfeif- und Krickenten nach Nahrung. Bläss- und Weißwangengänse nutzen die Salzrasen zum Äsen und als Ruheplatz. Auch der Kormoran rastet am Kleinen Binnensee. Seitdem die Art unter Schutz steht, haben sich die Bestände wieder erholt.